Mystisch, aufregend, geheimnisvoll, angsteinflößend, beruhigend. Die Nacht wurde schon immer mit gegensätzlichen Adjektiven beschrieben – und ist von kulturellen und sozialen Paradigmenwechseln geprägt.
Genau das macht sie für uns Menschen so spannend. Das naturgegebene Dunkel der Nacht lässt uns unsere Umgebung auf eine ungewohnte Art und Weise wahrnehmen. Mit einer anderen Wahrnehmung kommt anderes Verhalten, andere Gefühle, eine andere Stimmung.
Alles und nichts scheint möglich. Als damalige „terra incognita“, also ein unbekanntes Gebiet, gefürchtet, wurde sie zunächst mit Feuer erhellt. Aus Feuer wurden Kerzen, aus Kerzen wurden Lampen. Die wilde, unberechenbare Nacht wurde klein gemacht, domestiziert, kolonisiert. Und obwohl wir heutzutage alles dafür tun, die Nacht in Städten zum Tag zu machen, bleibt sie beständig und verdunkelt (noch) unseren Himmel.







Das Überthema meines gesamten Masterstudiums dreht sich um die andere Hälfte des Tages. Noch spezifischer: um elektrisches Licht in der Nacht. Leuchtende Schaufenster, helle Straßenlaternen, gedimmte Nachtlichter im eigenen Schlafzimmer … nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das artifizielle Licht trennt die geheimnisvolle Nacht vom nüchternen Tag. Wie drückt sich diese Kolonisierung der Nacht im urbanen Raum aus? Mit welchen Mitteln kann man diese darstellen?
Unter dem Titel „NachtSicht“ verbinde ich eigene Erfahrungen und Gedanken zur Nacht mit Erkenntnissen aus vorheriger Recherche. In einem interdisziplinären Ansatz (Zusammenspiel von Fotografie, Film, Typografie,
Installation) bietet die Ausstellung nicht nur informative Inhalte, sondern auch emotionale Exponate. Gleichzeitig regt sie die Besuchenden dazu an, ihr eigenes Handeln und ihre persönliche Beziehung zur Nacht zu reflektieren.